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Im Dschungel der Emulgatoren

Lange musste ich nicht überlegen, um mir diese Überschrift einfallen zu lassen, denn es fühlt sich wirklich oft wie ein undurchsichtiger Dschungel an - die Wahl des richtigen Emulgators.


Bereits im Jahr 2021 habe ich für die Naturkosmetik-Werkstatt eine Blog-Reihe über die "Naturkosmetischen Formulierungskonzepte" geschrieben, in der Zwischenzeit hat sich aber wieder einiges getan und viele neue Emulgatoren sind für uns Selber-Rührer/Innen neu dazugekommen.


Die Frage, die sich mir an dieser Stelle oft stellt ist, wie viele Emulgatoren kommen noch? Was soll und muss man sich noch kaufen, um in das von vielen Händlern oft versprochene "ultimative Cremen-Erlebnis" zu kommen?


Mittlerweile umfasst das Angebot an Emulgatoren für Selber-Rührer/Innen an die 180 Emulgatoren - einer scheinbar besser als der andere - aber stimmt das wirklich?

Selbst ich habe aufgehört, mir jeden neu verfügbaren Emulgator in meine Rührküche zu holen und diesen testen zu wollen, denn ich habe mittlerweile viele Rahmenrezepturen gefunden, mit denen ich zufrieden bin und die ich mit den gewünschten Wirkstoffen, Vitaminen und ätherischen Ölen verfeinere und mit pflanzlichen Buttern, Wachsen und Ölen in die Konsistenz bringe, wie sie meine Haut gerade braucht.


Ich glaube, die Zeiten der Riesenauswahl an naturkosmetischen Rohstoffen ist vorbei - sich auf ein paar essenzielle Roh- und Wirkstoffe zu konzentrieren und zu lernen, diese passend für den eigenen Hauttyp zu kombinieren und zu formulieren ist die Zukunft. Ein paar wenige Rohstoffe, die mich glücklich machen.

Seien Sie gespannt, ich arbeite mit Hochdruck daran!


Aber zuerst zurück zum eigentlichen Artikel: Emulgatoren.


Mittlerweile gibt es auch schon einige "Formulierungshilfen", tabellarische Rechner und vieles mehr, aber im Endeffekt hat man als Selber-Rührer/In einige Emulgatoren in der eigenen Rührküche zu Hause, aber diese richtig einzusetzen, stellt viele immer noch vor große Hürden.


In diesem Beitrag werde ich versuchen, Ihnen die Wahl des richtigen Emulgators auf einfach Weise näherzubringen (Ich hoffe, es gelingt!) ;-)





Zuerst einmal die Definiton eines Emulgators:


Unter einer Emulsion (lateinisch "ex" und "mulgēre" = "herausgemolken‘) versteht man ein fein verteiltes Gemisch zweier normalerweise nicht mischbarer Flüssigkeiten ohne sichtbare Entmischung.
Zur Herstellung und dauerhaften Stabilisierung einer Emulsion sind grenzflächenaktive Substanzen, die Tenside, also unsere Emulgatoren, notwendig.

Einfacher gesprochen: ein Emulgator ist ein Vermittler zwischen der Fettphase und der Wasserphase - diese beiden Phasen sollen sich in einer Emulsion dauerhaft verbinden und dafür wird in der kosmetischen Formulierung einer Emulsion ein Emulgator gebraucht.


Als Emulsion werden alle kosmetischen Formulierungen bezeichnet, die aus einer Wasser- sowie einer Fettphase bestehen, also die klassische Creme, ein leichtes Fluid oder eine Lotion.



Emulgatoren bestehen immer aus einem


polaren Teil = der hydrohile (wasserliebender Teil) und einem

unpolaren = der lipophile (fettliebenden) Teil.


Der polare Teil

ist der wasserliebende Teil, der sich mit hydrophilen (also wasserlöslichen) Stoffen verbindet.


Der unpolare Teil

ist der fettliebende Teil, der zwischenmolekulare Kräfte ausbildet und sich mit fetthaltigen (lipophilen) Stoffen verbindet.


Das Verhältnis des lipohilen zum hydrophilen Anteil eines Emulgators ist wichtig, um (einfach formuliert) zu wissen, welche Menge an "Fetten" (also den Rohstoffen der Fettphase) der jeweilige Emulgator mit dem Wasser, also der Wasserphase dauerhaft verbinden kann.


Es gibt demnach Emulgatoren, die

  • besser in der Wasserphase verarbeitet werden (besonders dann, wenn die Emulsion aus einer hohen Wasserphase besteht)

  • man in der Fettphase mitschmilzt

  • die in beiden Phasen eingesetzt werden (müssen).





Die O/W - Emulsion = leichte Formulierungen, die vor allem Feuchtigkeit spenden


Bei der Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W-Emulsion) sind die Öl- und Wassertröpfchen feinst verteilt. Die äußere Phase besteht in diesem Fall aus Wasser (bzw. dem Hydrolat, mit dem die Emulsion zubereitet wurde.) Das heißt: der Emulgator löst sich in Wasser - in diesem Fall ist Wasser die äußere Phase.


Der im Wasser gelöste Emulgator hüllt die feinen Öltröpfchen ein und verhindert so ein Zusammenfließen - der Emulgator emulgiert auf diese Weise die Emulsion.


Dieser Emulsionstyp spendet viel Feuchtigkeit, zieht schnell in die Haut ein, ohne einen Fettfilm zu hinterlassen und lässt sich leicht auftragen. Die Wasserphase ist dabei immer die überwiegende Phase.


Allgemein lässt sich also sagen, das O/W-Emulsionen immer dann die erste Wahl sind, wenn es um eine intensive Hautbefeuchtung geht.


Diese Formulierungen eignen sich besonders für

  • schnell nachfettende, unreine Haut

  • After-Sun-Kosmetik (leichte, kühlende After Sun-Produkte mit einem hohen Anteil an Feuchtigkeit)

  • Sommerkosmetik (für Gesicht- & Körper)

  • leichte Körperlotionen & Handfluids

  • leichte Sprays (Sprüh-Emulsionen)

  • Feuchtigkeitscremen

  • Reinigungslotionen/Reinigungsmilch

  • Primer (in der dekorativen Kosmetik)

  • Mineral Make-Up-Fluid


Klassische Emulgatoren für die O/W - Emulsion sind:

  • BergaMuls® - ist nicht als Allein-Emulgator geeignet, da die Emulsion beim Einsatz von diesem Emulgator ca. 45 Minuten hochtourig gerührt werden muss und nach der Abkühlung nochmals aufgerührt werden muss. Dies ist in unserem "Haushalts-Labor" kaum möglich. Besser als Co-Emulgator verwenden - hierbei eignen sich Emulsan oder Montanov® als gute Haupt-Emulgatoren)

  • Fluidlecithin Super (eher als Co-Emulgator)

  • Emulsense®

  • Lysolecithin

  • Montanov68®

  • Emulprot (jetzt neu Symbioprot®M) - Nicht als Allein-Emulgator geeignet (gut in Kombination mit Phospholipon®, Sucrose Stearat und einem Konsistenzgeber oder Wachs.)

  • Lumorol® K229

  • Walrat-Ersatz

  • Xyliance

  • Imwitor® 375

  • PROTELAN ENS

  • DermaCare CG90

  • Emulsan

  • Glycerin Stearat SE

  • Sucrose Stearate

  • Cetylalkohol

  • Montanov® 202

  • Polysorbat 18

Besonders bei O/W-Emulsionen arbeitet man gerne mit so genannten Co-Emulgatoren (in der selbst gerührten Kosmetik auch als Stabilisatoren bezeichnet), also zusätzlichen Emulgatoren, um die Emulsion, die ja einen großen Wasseranteil hat, zu stabilisieren. Je nach Einsatz können darüber hinaus zusätzlich sensorische Eigenschaften in kosmetischen Produkten beeinflusst werden.


Stabilisatoren in der allgemeinen Kosmetik sind chemische Verbindungen, die dafür sorgen, dass die Formulierungen über einen langen Zeitraum hinweg unverändert bleiben. Sie verhindern die Entmischung von Emulsionen und verbessern die Beständigkeit und Haltbarkeit von Inhaltsstoffen oder Rezepturen.


Beliebte Co-Emulgatoren bzw. Stabilisatoren (empfehlenswert bei einer sehr hohen Wasserphase und einem allgemein geringen Einsatz des Haupt-Emulgators):


  • Lecithine (Fluidlecithin Super, Lysolecithin)

  • Natrosol 250HX

  • Emulprot®

  • Sucrose Stearate

  • Cetylalkohol (verleiht der Emulsion mehr Körper/Konsistenz)

  • Cetearylalkohol (LanetteO®)

  • Cosphaderm®

  • Phospholipon®


Nur ein Emulgator?

Um die Emulsion verlässlich stabil zu halten, verwenden wir meistens nicht nur einen Emulgator, sondern immer zwei in Kombination.


Dabei hat - plakativ gesprochen - einer die Aufgabe, sich um die Fettmoleküle zu kümmern und der andere stabilisiert die Wasserphase, sodass eine "enge" und stabile Beziehung zwischen den beiden entstehen kann.

Bei dieser Kombination kommt es sehr häufig vor, dass W/O-Emulgatoren gemeinsam mit O/W-Emulgatoren in der Rezeptur verwendet werden.






Die W/O - Emulsion = intensive, rückfettende & schützende Formulierungen


In dieser Emulsion werden Wassermoleküle von Ölmolekülen umgeben (der Emulgator hat einen niedrigen HLB-Wert). Diese Cremen sind meist rückfettend, nährend, reichhaltig und sehr pflegend, da die Ölphase sehr hoch angesetzt ist, daher werden diese Formulierungen vorwiegend bei trockener, rissiger, empfindlicher Haut angewandt.


Sie schützen die Haut lang anhaltend vor äußeren Einflüssen und halten die Feuchtigkeit in der Haut. Der Emulgator stabilisiert in dieser Formulierung die Wassertröpfchen in der Ölphase.


Eigenschaften der W/O-Emulsion

  • besonders hoher Anteil an hautpflegenden Pflanzenölen, Buttern & Wachsen

  • sehr zu empfehlen bei trockener, rissiger, schuppiger Haut

  • eignen sich für schützende Formulierungen (klassische Cold-Cream, Winterformulierungen, intensive Hand- und Fußcremen, Schrundencremen, Cremen bei sehr trockenen Hautstellen, für trockene Haut besonders im Winter, wenn Heizungsluft und Kälte der Haut zu schaffen macht)

  • in der Gesichtspflege die klassische "Nachtcreme", die intensiver, wirkstoffreicher und vor allem ölhaltiger ist als eine leichte Tagescreme


Beeinflusst der Emulgator die Haptik der Emulsion?


Ja, der Emulgator beeinflusst ganz wesentlich die Haptik, also das Auftragsverhalten einer Emulsion, denn jeder Emulgator hat spezielle Eigenschaften und eine besondere Zusammensetzung, die sich wiederum in der Emulsion widerspiegelt.


So gibt es Emulgatoren, die filmbildend und sehr pflegend, fast schon rückfettend sind, andere wiederum bilden leichte, schnell einziehende und mattierende Emulsionen.


Ein weit verbreiteter Irrtum:

"Diese intensiven Cremen spenden der Haut keine Feuchtigkeit" - ist das wirklich so?


Auch diese Emulsion befeuchtet die Haut, nur nach anderem Prinzip und länger als die Öl-in-Wasser-Emulsion. Das Prinzip heißt Okklusionsprinzip. Die Bildung der Okklusion (Schutzfilm) auf der Haut verhindert den Feuchtigkeitsverlust. Mit der W/O-Emulsion fühlt sich die Haut schwerer an, ist aber auch besser vor Mikroben, Witterung, Sonne, Feuchtigkeitsverlust usw. geschützt.


Klassische Emulgatoren für die W/O - Emulsion sind:


  • Lamecreme

  • Xyliance

  • Cetearyl Alcohol (LanetteO®)

  • Lanolin Alcohol (Wollwachsalkohol)

  • Glyceryl Stearate, Sorbitan Stearate

  • Olivem900/Olivem 1000

  • Lysolecithin E60

  • Fluidlecithin Super

  • EmuLite (Tri(Polyglyceryl-3/Lauryl) Hydrogenated Trilinoleate)


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