top of page

Der richtige pH-Wert einer Creme

Aktualisiert: 21. Apr. 2022

Die Wichtigkeit des richtigen pH-Wertes, das Prüfen und Einstellen


Die Defintion des pH-Wertes


Kompliziert für Laien wird es bereits bei der Begrifflichkeit "pH-Wert", denn pH ist die Abkürzung für pondus hydrogenii oder potentia hydrogenii, also das Potenzial des Wasserstoffs.

???

Je höher nämlich die Konzentration der Wasserstoff-Ionen in einer Lösung ist, desto niedriger ist auch der pH-Wert.


In einfachen Worten:

Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder wie basisch eine wässrige Lösung ist.


Für uns Kosmetikhersteller/Innen gilt: Sie können den pH-Wert also nur in einem Produkt messen, das auch eine Wasserphase beinhaltet.


Das heißt, alle Formulierungen, die lediglich eine Fett- und evtl. eine Wirkstoffphase haben (z.B. Lippenbalsam, Ringelblumenbalsam, Beinwellbalsam, Augen-Abschminkgel, Massageöl, Gesichtsöl, Sonnen-Ölgel, Körpergele etc.) können nicht gemessen werden.


Diese Produkte werden auch nicht konserviert und weisen trotzdem eine Haltbarkeit von ca. 6-24 Monaten (je nach verwendeten Rohstoffen) auf.


Gemessen werden muss bei

  • Cremen, Lotionen, Emulsionen aller Art

  • Reinigungsformulierungen (wobei hier leicht basisch eingestellt werden kann)

  • Wasserbasierten Gelen (Körpergel, Augengel etc.)




Die pH-Wert-Skala


Die pH-Wert-Skala geht von 0 (Säure) bis 14 (Lauge).

7 ist pH-neutral (z.B. Wasser) und 5,4 pH-hautneutral.



Warum pH-hautneutral einstellen?


Wir versuchen immer, unsere kosmetische Formulierung in einem pH-hautneutralen Bereich, also rund um 5,4 einzustellen. Der leicht saure Bereich unserer Haut, der Säureschutzmantel, ist der Eigenschutz unserer Haut gegenüber äußeren Einflüssen.

Der Säureschutzmantel (der jetzt moderner als Hydro-Lipidfilm bezeichnet wird) unserer Haut wird von Feuchtigkeit und Fetten gebildet, den die Schweiß- und Talgdrüsen unserer Haut absondern.


Unser saure Hydro-Lipidfilm besteht also aus Aminosäuren von Proteinen, Milchsäure und Fettsäuren.


Neben seiner Schutzfunktion hält er unsere Hautoberfläche geschmeidig und sorgt dafür, dass keine Keime und Bakterien in unsere Haut eindringen können.


Der genaue pH-Wert der Huat variiert von Mensch zu Mensch - er hängt vom Geschlecht, dem Alter, der ethnischen Zugehörigkeit, der Körperstelle sowie vom physiologischen Zustand des Körpers bzw. der Haut ab.


Unsere Pflege soll daher auch in einem leicht sauren Bereich eingestellt werden, um "neutral" auf unsere Haut und demnach hautfreundlich wirken zu können.


Neuesten Studien zufolge zeigen, dass der Idealwert einer kosmetischen Formulierung jedoch gerne noch ein bisschen saurer, also bei ca. pH 4,8 liegen kann. In diesem Bereich regeneriert sich die Oberhaut besser und die Schutzmechanismen unserer Haut werden besser unterstützt.


Beispielsweise bei Akne ist ein sauer eingestelltes Produkt von großer Wichtigkeit, denn die akneverursachenden Bakterien, die "Propionibacterium acnes" vermehren sich bei einem pH-Wert ab 6,8 aufwärts am besten - besonders hier ist es enorm wichtig, diesen Bakterien mit einer sauer eingestellten Pflege die Lebensgrundlage zu nehmen und so das Hautbild bei Akne wesentlich zu verbessern.


Bereits lange bekannt ist die Tatsache, dass kranke Haut, die beispielsweise an Neurodermitis oder Ekzemen bzw. Akne leidet sowie sehr trockene, schuppige Haut, deren Barrierefunktion deutlich geschädigt ist, immer einen erhöhten pH-Wert aufweist.


Einzige Ausnahmen sind Deodorants, Intimwaschlotionen sowie Wasch- und Reinigungsprodukte - aber dazu in einem anderen Beitrag.


Weiters ist ein Einstellen im pH-hautneutralen Bereich wichtig, um die Funktionalität einiger Konservierungsmittel sicherzustellen. So ist beispielsweise das Konservierungsmittel Rokonsal® nur im leicht sauren Bereich wirksam.


Abschließend möchte ich erwähnen, dass ein zu saurer oder zu basischer pH-Wert der kosmetischen Formulierung auch die Stabilität einer Creme mindern kann - die Phasen können sich trennen, Wasser schwimmt obenauf oder die Wirkstoffe zerfallen nach kurzer Zeit.




Wann wird der pH-Wert gemessen?


Der pH-Wert wird immer ganz zum Schluss gemessen, also nach Zugabe aller Rohstoffe der Wirkstoffphase, nach dem Einarbeiten von ätherischen Ölen oder kosmetischen Duftölen und nach dem Einarbeiten des Konservierungsmittels!



Nach der Fertigstellung einer Creme wird der pH-Wert mit Hilfe von pH-Teststreifen gemessen:



Dazu bitte etwas Creme auf einen Spatel geben und über den Messstreifen streichen. Alternativ kann der Streifen auch direkt in das Feuerglas getunkt werden.

Achten Sie bitte darauf, diesen vor der Messung am Glasrand leicht abzustreifen, damit sie ihn sauber ablesen können.

Diese Streifen haben keine Wartezeit, sie können also sofort ablesen.


Nun müssen Sie sich die Verpackung genau ansehen - die Farben der Indikatorkästchen können variieren!

Sie sollten sich nun die Farbkombination auf der Verpackung suchen, der Ihrer Farbkombination auf dem Streifen am ähnlichsten ist.





Bitte achten Sie unbedingt darauf, hochwertige pH-Teststreifen zu verwenden, die mehrere Farbfelder zum Anzeigen des richtigen pH-Wertes haben.


Wir haben schlechte Erfahrungen mit dem günstigen Lackmuspapier gemacht, da dieses den pH-Wert viel zu ungenau anzeigt.


Beim ersten Messen Ihrer kosmetischen Formulierung werden Sie feststellen, dass der pH-Wert meist rund um 7 liegt. Das resultiert daher, dass der größte Teil unserer Creme das Wasser bzw. ein Hydrolat ist und dessen pH-Wert liegt meist rund um 7.





Der pH-Wert ist zu hoch


Sollte der pH-Wert zu hoch sein (also über 5,4), so ist eine Korrektur des PH-Wertes nach „unten“, also in den sauren Bereich nötig; diese Korrektur funktioniert mit


80%iger-Milchsäure


Dosieren Sie die Milchsäure vorsichtig (1- max. 2 Tropfen) und messen den Wert nochmals.


Verrühren Sie danach die Creme gründlich mit einem Spatel oder einem Mini-Mixer, damit sich die Lösung gut in der gesamten Creme verteilen kann!


Notieren Sie sich zu Ihren Rezepten die nötige Menge an Milchsäure, dann können Sie bei den weiteren, original nachgerührten Cremen auf die pH-Wert-Kontrolle verzichten.

Alternativ zur Milchsäure kann man auch Zitronensäure (aufgelöst in Wasser) verwenden.


Milchsäure ist zudem ein äußerst wichtiger Wirkstoff in der Kosmetik, denn sie hat stark feuchtigkeitsspendende Eigenschaften und wirkt zudem verhornungsmindernd, sie wirkt sich also besonders bei unreiner Haut, Mischhaut, Akne und schnell nachfettender Haut positiv aus.





Als Richtwert gilt:


Wenn Sie 50g Creme herstellen und der pH-Wert liegt rund um 7, dann reichen 1-2 Tropfen Milchsäure aus, um in den pH-hautneutralen Bereich zu korrigieren.


Wenn Sie eine kosmetische Formulierung haben, deren pH-Wert immer zu basisch ist, dann könnten Sie auch bereits bei der Herstellung saure Rohstoffe verarbeiten, diese sind zum Beispiel:

  • Aloe Vera purum - ca. pH 4,5

  • Aloe Vera 101-fach - ca. pH 4

  • Allantoin


Wir haben in unserer Rührküche keine Labormessgeräte zur Hand - meistens zumindest nicht ;-), daher gilt ein Toleranzbereich von

ph 5 - 6,5

In diesem Bereich sollten Sie Ihr kosmetisches Produkt einstellen.



Der pH-Wert ist zu niedrig


Sollte der pH-Wert zu niedrig sein, so verwenden wir zur Korrektur in den basischen Bereich, also nach „oben“:


Natron (Natriumbicarbonat)

(zur Not kann auch Backpulver verwendet werden)



Lösen Sie dazu ca. 2 Messerspitzen des pulverigen Natrons in ca. 30ml lauwarmen, destillierten Wasser (nicht heiß!) auf.

Dies entspricht ca. 1g auf 10g Flüssigkeit. Dosieren Sie auch das Natron-Wassergemisch nur tropfenweise, am besten mit Hilfe einer kleinen Pipette.

Verrühren Sie danach die Creme gründlich mit einem Spatel oder einem Mini-Mixer, damit sich die Lösung gut in der gesamten Creme verteilen kann!





Wenn Sie eine kosmetische Formulierung haben, deren pH-Wert immer zu sauer ist, dann könnten Sie auch bereits bei der Herstellung basische Rohstoffe verarbeiten, diese sind zum Beispiel:

  • Natron - Natriumhydrogencarbonat, E500

  • L-Arginine (eine Aminosäure - ja, richtig gelesen, eine Säure, die basisch ist!)


Erst wenn Sie den pH-Wert korrekt eingestellt haben, können Sie Ihr kosmetisches Produkt in saubere, mit Isopropylalkohol gereinigte Glastiegel abfüllen.


Wir hoffen, Ihnen mit diesem Beitrag eine kleine Hilfestellung gegeben zu haben und freuen uns wie immer auf Ihre Kommentare!




Sie möchten mehr über die Herstellung von Cremen lernen?


Dann besuchen Sie doch einen unserer Kurse! Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!










833 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page